Überzeugung, Freundschaft und Verantwortung – Über ein Jahrzehnt in der Jungen Union Hamburg und der CDU

Einleitung – Engagement als Lebensschule

Es gibt Abschnitte im Leben, die uns nicht nur etwas prägen, sondern maßgeblich dazu beitragen uns zu dem zu machen, was wir sind. Dieser spezielle hier vorgestellte Abschnitt ist für mich zwar schon mehrere Duzend Jahre her, aber die weit über zehn Jahre aktiver Mitarbeit in der Jungen Union Hamburg und später in der CDU samt Parlamentserfahrung gehören eindeutig dazu. Eine Zeit, die mir Türen geöffnet, Freundschaften geschenkt, Verantwortung übertragen und meinen Blick auf Gesellschaft, Politik und Gemeinschaft für immer verändert hat. Was als jugendliche Neugier begann, wurde zur Leidenschaft, zur Schule des Lebens und zu einer Quelle bleibender Erfahrungen.

Dieses Kapitel möchte ich nicht nur erzählen, um Erinnerungen festzuhalten. Es soll auch ein Mutmacher sein: für junge Menschen, die überlegen, ob es sich lohnt, Zeit und Herzblut in Engagement zu investieren. Die Antwort lautet: Ja, es lohnt sich. Mehr noch: Es verändert Leben – das eigene und das der Gemeinschaft.

Erste Schritte – die Tür zur Jungen Union

Als ich zum ersten Mal zu einem Treffen der Jungen Union kam, wusste ich nicht, was mich erwartete. Ich war neugierig, politisch interessiert, wollte mitreden, etwas bewegen. Doch ich hatte keine Vorstellung davon, was dieses Engagement tatsächlich bedeuten würde.

Schnell wurde klar: Hier ging es nicht nur um Paragrafen, Programme oder Wahlplakate. Es ging um Begegnungen, um Ideen, um die Frage, wie wir unsere Stadt, unser Land, unsere Zukunft gestalten können. Schon die ersten Abende waren geprägt von lebendigen Diskussionen, leidenschaftlichen Argumenten und einem eigenen Art Gemeinschaftsgefühl.

Kreis- und Landesdelegierter – Einblick in die große Politik

Schon nach kurzer Zeit öffneten sich erste Türen: Ich durfte meinen Ortsverband als Kreis- und Landesdelegierter vertreten. Plötzlich war ich Teil größerer Runden, lernte Abläufe von Parteitagen, Wahlen, Debatten und strategischen Entscheidungen kennen.

Diese Erfahrungen waren faszinierend. Denn hier zeigte sich die Vielfalt einer Partei: Junge und Alte, Pragmatiker und Visionäre, aber auch Bedenkenträger, Egoisten und Zögerer – Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Jede Sitzung war ein Spiegelbild unserer Gesellschaft – mit all ihren Konflikten, Kompromissen und Chancen.

Ich erinnere mich an hitzige Debatten über Themen wie Bildung, innere Sicherheit, Wissenschafts- oder Wirtschaftspolitik. Ich erlebte hautnah, wie man um seine Positionen ringen musste, wie Argumente aufeinanderprallten – und wie am Ende Mehrheiten gefunden wurden. Das war manchmal mühsam, oft anstrengend, aber immer lehrreich.

Ortsvorsitzender in Oberalster – Verantwortung vor der Haustür

Die wohl prägendste Erfahrung meiner Zeit in der Jungen Union und der CDU war die Rolle als Ortsvorsitzender beider Organisationen in Oberalster. Verantwortung zu übernehmen heißt nicht, große Reden zu halten, sondern Menschen zusammenzubringen. Es heißt, Veranstaltungen zu organisieren, Sitzungen zu leiten, Konflikte zwischen Jung und Alt aber auch zwischen bei weitem älteren zu moderieren und Entscheidungen zu treffen, die nicht jedem gefallen – aber notwendig sind.

Ich lernte dabei: Politik beginnt nicht in den großen Plenarsälen, sondern vor Ort. Sie beginnt damit, dass man zuhört, dass man Menschen in ihrem Alltag ernst nimmt. Ob es um Verkehr, um Bauprojekte oder um Fragen der Jugendbeteiligung ging – immer war es meine Aufgabe, Brücken zu bauen.

Diese Funktion war nicht nur Arbeit, sie war eine Schule in Führungsverantwortung. Sie lehrte mich, Geduld zu haben, aber auch klar zu sein. Sie zeigte mir, dass man nicht allen gefallen kann – aber, dass man Respekt gewinnt, wenn man Haltung zeigt.

Mitglied im Kreisvorstand – Gestalten statt nur mitreden

Der Schritt in den Kreisvorstand war für mich ein weiterer Meilenstein. Hier ging es nicht mehr nur um Redebeiträge, sondern um Verantwortung für die Gesamtentwicklung der Organisation. Strategische Fragen rückten in den Vordergrund: Wie erreichen wir mehr junge Menschen? Wie machen wir unsere Arbeit sichtbar? Welche Schwerpunkte setzen wir?

In diesem Gremium lernte ich, wie wichtig Teamarbeit ist. Kein Einzelner kann eine Organisation tragen – es braucht das Zusammenspiel vieler. Ich durfte miterleben, wie aus Ideen konkrete Projekte wurden, wie wir gemeinsam Veranstaltungen auf die Beine stellten, Wahlkämpfe planten und Mitglieder gewannen.

Es war eine Zeit intensiver Zusammenarbeit, in der ich nicht nur meine politischen Fähigkeiten, sondern auch meine persönlichen Stärken und Schwächen besser kennenlernte.

Erfahrungen im Ortsausschuss und in der Bezirksversammlung

Als ich Mitglied des Ortsausschusses in den Walddörfern wurde, stand für mich ein Gedanke im Mittelpunkt: Die Anliegen der betroffenen Bürgerinnen und Bürger direkt aufzunehmen, Lösungen für ganz konkrete Probleme im Stadtteil zu finden und gemeinsam mit anderen engagierten Menschen Veränderungen anzustoßen, war eine Aufgabe, die mich geprägt hat.

Ob Fragen zur Infrastruktur, Unterstützung der Vereine oder die Gestaltung des öffentlichen Raumes – im Ortsausschuss lernte ich, wie wichtig es ist, nochmal mehr zuzuhören, abzuwägen und Entscheidungen zu treffen, die nachhaltig wirken. Ich lernte aber auch, dass es nicht unbedingt immer die anderen Parteien, gegen die man kämpfen musste, um einen sinnvollen Kompromiss zu erhalten. Teilweise war die Auseinandersetzung mit Vertretern anderer Parteien konstruktiver, als die mit denen aus der eigenen.

Später durfte ich als Abgeordneter der Bezirksversammlung Wandsbek Verantwortung in einem größeren Rahmen übernehmen. Hier wurde der Blick weiter: Es ging nicht nur um die unmittelbare Nachbarschaft, sondern um die Entwicklung eines ganzen Bezirks. Die Chance, an dieser Schnittstelle zwischen Bürgerschaft und Verwaltung mitzuwirken, hat mir gezeigt, wie wertvoll ehrenamtliches Engagement für die Demokratie ist. Hier habe ich aber auch erlebt, wie schnell Menschen von Ihren Mandaten aufgesogen werden können. Ab hier dieser Ebene gibt es Pfründe zu verteilen und manch einer hat bereits hier angefangen, seinen eigenen Interessen im Amte über die der Bürgerinnen und Bürger zu stellen.

Aus dieser Zeit nehme ich zwei entscheidende Erfahrungen mit: Erstens, dass jeder Einzelne etwas bewegen kann, wenn er bereit ist, Verantwortung zu tragen. Und zweitens, dass Haltung eines der bedeutendsten Güter ist.

Meine Jahre im Herzen der Hamburger Politik

Politik hat sowohl großartige Seiten, als auch sehr schmutzige. Aber für mich war und ist sie faszinierend. Mein Studium habe ich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Büroleiter eines Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft finanziert – eine Tätigkeit, die mich fachlich wie menschlich ebenfalls stark geprägt hat.

In dieser Rolle war ich täglich am Puls der politischen Arbeit: von der inhaltlichen Vorbereitung parlamentarischer Initiativen über die Begleitung von Ausschusssitzungen bis hin zur Organisation des Büros und der Koordination zahlreicher Termine. Politik wird oft nur in den großen Debatten wahrgenommen – doch die eigentliche Stärke liegt in der sorgfältigen Detailarbeit, im gründlichen Recherchieren, Formulieren und Verhandeln. Genau dort durfte ich meinen Beitrag leisten.

Besonders erfüllend war es, die Brücke zwischen Bürgerinnen und Bürgern einerseits und der parlamentarischen Arbeit andererseits zu schlagen. Anliegen aufnehmen, verständlich aufbereiten und in den politischen Entscheidungsprozess einbringen – das war für mich gelebte Demokratie im Alltag.

Die Jahre haben mir gezeigt, wie wichtig Verlässlichkeit und Durchhaltevermögen im politischen Betrieb sind. Ich habe gelernt, komplexe Themen schnell zu erfassen, Lösungen vorzudenken und Verantwortung zu übernehmen – Qualitäten, die weit über das Parlament hinaus von Wert sind.

Rückblickend bleibt vor allem die Erkenntnis: Politik ist kein abstraktes Konstrukt, in ihr agieren Menschen aus allen Lebensbereichen – Gute, wie Schlechte. Diese Erkenntnis erleichtert mir heute vieles. Gerade in unseren Parlamenten sind tiefe menschliche Abgründe zu finden, aber auch gute Menschen.

Freundschaften und Netzwerke – das unsichtbare Fundament

Was ich aus all den Jahren am meisten mitgenommen habe, sind die Menschen. Die Jungen Union und CDU waren nie nur Politikvereine. Sie waren auch Freundeskreis und Netzwerk. Viele der Begegnungen von damals sind bis heute Freundschaften geblieben. Bei den Bekannten von damals ist Geschäftsführer über Botschafter bis hin zu Staatsekretären und Ministern alles dabei.

Wir haben Nächte damit verbracht, Plakate zu kleben, haben bei Wind und Wetter Wahlstände betreut, haben Niederlagen verkraftet und Siege gefeiert. Wir haben diskutiert, gestritten, gelacht – und sind gemeinsam gewachsen.

Besonders wertvoll aber waren die Begegnungen mit Menschen außerhalb meines direkten Umfelds – außerhalb meiner „Bubble“. Junge und alte Menschen aus anderen Stadtteilen, Städten, Bundesländern aber auch Ländern mit ganz anderen Biografien, mit anderen Erfahrungen, mit anderen Einstellungen. Sich hier im offenen aber respektvollen Diskurs auseinander zu setzen, hat mich selbst am meisten nach vorne gebracht. Dieses Miteinander hat meinen Horizont erweitert, mich neugieriger, aber auch nachdenklicher gemacht. Besonders heute, wo diese Fähigkeit, sich respektvoll mit der Einstellung anderer auseinanderzusetzen nicht nur in unseren Parlamenten, sondern auch in dem augenscheinlich größten Teil unserer Gesellschaft verloren gegangen zu sein scheint, bedarf es aus meiner Sicht einer Rückbesinnung auf frühere Umgangsformen.

Lernen fürs Leben – Fähigkeiten, die bleiben

Rückblickend war meine Zeit in der Jungen Union und der CDU die beste Schule, die ich mir vorstellen kann. Ich habe gelernt:

  • zu führen, ohne autoritär zu sein,
  • zu reden, ohne andere kleinzumachen,
  • zuzuhören, ohne sich selbst zu verlieren,
  • Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie unbequem sind,
  • Fehler einzugestehen und daraus zu lernen.

Das alles sind Fähigkeiten, die weit über Politik hinausgehen. Sie helfen im Beruf, im Ehrenamt, im Privatleben. Sie sind Kompetenzen, die man in keinem Hörsaal und keinem Lehrbuch so intensiv vermittelt bekommt.

Rückschläge und Durchhaltevermögen

Natürlich war nicht alles leicht. Es gab Rückschläge, Enttäuschungen, Momente der Frustration. Es gab Streit, es gab Widerstände, es gab Phasen, in denen man sich fragte: „Warum tue ich mir das eigentlich an?“

Aber genau diese Momente waren es, die Stärke schufen. Engagement heißt nicht, immer Applaus zu bekommen. Engagement heißt, an einer Sache festzuhalten, auch wenn es schwierig wird. Und am Ende zeigt sich: Wer durchhält, gewinnt nicht nur Respekt, sondern auch Selbstvertrauen.

Die Bedeutung von Engagement – eine Botschaft an die nächste Generation

Wenn ich heute auf meine Zeit zurückblicke, bleibt vor allem eine Botschaft: Engagement lohnt sich. Es lohnt sich für die Gesellschaft, weil Demokratie nicht von selbst funktioniert. Es lohnt sich für jeden Einzelnen, weil man wächst, weil man Fähigkeiten entwickelt, die ein Leben lang tragen.

Darum mein Appell an alle, die überlegen, ob sie sich einbringen sollen: Tut es! Geht in eine Jugendorganisation, engagiert euch in einer Partei, einem Verein, einer Initiative. Wartet nicht, bis andere handeln. Denn Demokratie lebt von Menschen, die bereit sind, zuzuhören, nachzudenken und vor allem Verantwortung zu übernehmen. Aber, bleibt Euch selbst treu, behaltet Haltung und vor allem vergesst nie den Grund aus dem Ihr Euch engagiert. Bei mir war es der Wunsch positives für die Gesellschaft zu bewirken und nicht persönlichen Nutzen daraus zu ziehen.

Schlussgedanke – Mehr als Politik

Meine Jahre in der Jungen Union und der CDU waren mehr als Politik. Sie waren ein Lebensabschnitt voller Erfahrungen, Freundschaften und Lektionen, die mich geprägt haben. Ich habe gelernt, dass Engagement nicht nur verändert, wie andere dich sehen – es verändert vor allem, wie du dich selbst siehst.

Die Jungen Union war für mich eine Schule des Lebens. Sie hat mir gezeigt, dass Politik nicht abstrakt ist, sondern konkret, nah und menschlich sein kann. Sie hat mir beigebracht, dass Demokratie Arbeit ist – aber auch Freude, Gemeinschaft, Sinn.

Und sie hat mir eines hinterlassen: die Gewissheit, dass Engagement nicht endet, wenn man ein Amt abgibt. Es lebt weiter in den Menschen, die man inspiriert hat, in den Projekten, die man angestoßen hat, und in der Haltung, die man selber fortan mitnimmt.

Darum sage ich heute: Engagiert euch. Bleibt aufmerksam. Hört zu. Denkt nach. Übernehmt Verantwortung. Lebt Demokratie. Denn nur so bleibt unsere Gesellschaft stark, lebendig und zukunftsfähig.