Von der engagierten Runde zum starken Netzwerk zwischen Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
1. Aufbruch in turbulenten Zeiten
Als ich Ende 2019 die Leitung der GSP-Sektion Hamburg übernehmen durfte, ahnte niemand, welche Jahre uns bevorstehen würden. Die Welt war im Umbruch – geopolitisch, gesellschaftlich und digital. Und dann kam die Pandemie. Präsenzveranstaltungen wurden abgesagt, Treffen mussten ins Virtuelle verlagert werden, viele Vereine kämpften ums Überleben.
Der eine empfindet schwierige Situationen als Herausforderung, der andere als Chance. Und so zeigte sich in dieser Phase, was unser Sicherheitspolitik gerade in schwierigen Zeiten noch wichtiger ist. Während anderswo der Stillstand regierte, suchten wir Wege, Sicherheitspolitik erlebbar zu machen – auch auf Distanz. Wir experimentierten mit digitalen Vorträgen, Diskussionsabenden über Zoom und kleinen Hybrid-Formaten. Viele erinnern sich noch an unsere ersten Online-Veranstaltungen in 2020. Arbeitnehmer, Unternehmer, Offiziersanwärter, zivile Studenten aber auch Rentner und Pensionäre – und am Ende ein gemeinsames Fazit: Sicherheitspolitik braucht Raum, auch im Wohnzimmer.
Diese Pionierphase war der Startpunkt einer Entwicklung, die uns alle überraschte: Wir wuchsen. Und zwar schnell.
2. Von 0 auf 100 – Wachstum durch Haltung
Als ich die Sektionsleitung übernahm, zählte die GSP Hamburg eine Hand voll Mitglieder. Engagierte Menschen, aber in einem klassischen Kreis, wie man ihn vielerorts kannte – eher männlich, überaltert und vertraut im Ton. Doch Sicherheitspolitik ist kein Nischenthema. Sie betrifft die Energieversorgung ebenso wie Lieferketten, Gesundheitswesen, Bevölkerungsschutz, digitale Infrastrukturen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Also öffneten wir das Tor weit.
Wir gingen aktiv auf junge Berufstätige, Studierende und Reservisten zu, besuchten Hochschulen und Unternehmensnetzwerke. Wir nutzten LinkedIn und regionale Netzwerke, sprachen Menschen an, die sich bislang nicht als „sicherheitspolitisch“ bezeichnet hätten, deren Arbeit aber längst Teil davon war: IT-Sicherheitsfachkräfte, Logistiker, Sanitätshelfer, Verwaltungsexperten, Unternehmer, ja sogar die Handelskammern.
Das Ergebnis war beeindruckend:
Innerhalb von fünf Jahren wuchs die Sektion auf über 100 Mitglieder –getragen von Begeisterung, Vernetzung und dem klaren Wunsch, Teil von etwas Sinnvollem zu sein.
Ein Mitglied brachte es kürzlich auf den Punkt:
„Ich war nie in der Bundeswehr, aber ich wollte sicherheitspolitische Zusammenhänge verstehen. In der Hamburger GSP fand ich Menschen, die über Sicherheit nachdenken, ohne sie nur militärisch zu sehen.“
Diese Haltung wurde zu unserer Stärke.
3. Sicherheit neu gedacht – sinnvolle Vielfalt als Erfolgsfaktor
Eines meiner wichtigsten Ziele war es, die GSP zu verjüngen – nicht nur im Altersdurchschnitt, sondern auch im Denken. Inzwischen hat die Hamburger Sektion einen Altersdurchschnitt von ca. 40 Jahren. Seit 2022 durfte ich zusätzlich den Landesbereich I übernehmen, der Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern umfasst. Ein weiter Raum mit ganz unterschiedlichen Traditionen: der hanseatischen Weltoffenheit Hamburgs, der Küstenidentität Schleswig-Holsteins und der strukturellen Weite Mecklenburg-Vorpommerns.
Weite Räume und teilweise ruhende Sektionen, die wegen Überalterung nicht mal mehr einen Sektionsleiter stellen konnten. Was anfangs nach einer nahezu unüberwindbaren organisatorischen Herausforderung klang, wurde schnell zu einer Chance: Wir vernetzten, wo zuvor Distanz herrschte. Veranstaltungen finden heute nicht nur in Hamburg, sondern auch in Kiel, Rostock, Schwerin, Lübeck und anderen Städten statt. Oft gemeinsam organisiert mit anderen Organisationen – und stets mit dem Ziel, lokale Perspektiven zu verbinden.
Parallel dazu haben wir gezielt junge Menschen und Reservisten eingebunden.
Unsere Kooperation mit der Northern Business School in Hamburg und mit Schulen aus dem Umland war dabei besonders fruchtbar. Vorträge und Seminare – auch junge Menschen möchten Zusammenhänge verstehen.
Die Mischung aus Theorie, Praxis und menschlicher Begegnung ist es, was junge Menschen heute anspricht. Sie wollen gestalten, nicht nur konsumieren.
4. Frauen in der Sicherheitspolitik – kein Nebenthema, sondern ein Wendepunkt
Ein weiteres Thema, das mir persönlich besonders am Herzen liegt, ist die Einbindung von Frauen in sicherheitspolitische Diskurse. Lange Zeit galt Sicherheitspolitik als Männerdomäne – geprägt von Uniformen, strategischen Karten und Verteidigungsministerien. Doch diese Zeiten sind vorbei. Sicherheitspolitik ist ein Querschnittsthema. Sie betrifft auch Familie, Pflege, Bildung, Kommunikation – Bereiche, in denen Frauen traditionell stark vertreten sind.
Wir haben deshalb gezielt Referentinnen eingeladen und Themen so aufbereitet, dass sie gesamtgesellschaftliche Relevanz zeigen. Der Effekt: Inzwischen liegt der Frauenanteil in unseren Veranstaltungen bei über 30 % und in der Hamburger Sektion bei knapp 20 % – Tendenz steigend.
„Sicherheit ist kein Zustand, sondern eine Haltung – und die kann jeder stärken.“
Genau darum geht es.
5. Der Norden denkt vernetzt – Kooperation statt Konkurrenz
Das gilt für unseren Landesbereich intern, als auch für die Kooperation mit anderen Organisationen. Die ist eine weitere Säule unseres Erfolgs. Wir arbeiten regelmäßig mit Polizeien, der Bundeswehr, Kommunalverwaltungen, Wirtschaftsverbänden und weiteren Organisationen auch über Landes- und Bundesgrenzen hinauszusammen. So entstand eine Reihe gemeinsamer Projekte.
Der Erfolg dieser Netzwerke zeigt sich nicht nur in Zahlen, sondern auch in Wirkung: Unsere Veranstaltungen werden inzwischen regelmäßig von Kommunalvertretern, Abgeordneten und Wirtschaftsführern besucht. Viele von ihnen äußern sich begeistert, weil sie dort auf Menschen treffen, die über Lösungen statt Schlagzeilen sprechen.
6. Vom Ehrenamt zur Bewegung – was Menschen antreibt
Natürlich kostet all die Organisation Zeit und Energie. Ehrenamt heißt, Dinge zu tun, weil man überzeugt ist – nicht, weil man dafür bezahlt wird. Aber genau darin liegt der Kern unserer Stärke. Was wir hier erleben, ist Bürgersinn in Reinform: Menschen, die sich kümmern, weil sie wissen, dass Verantwortung nicht delegierbar ist.
Ich erinnere mich an eine Szene vom Frühjahr 2022: Nach einem Vortrag über Entwicklungen in der Arktis saßen wir noch lange in kleiner Runde zusammen. Einer der Teilnehmer sagte:
„Ich wollte eigentlich nur zuhören – jetzt habe ich das Gefühl, ich möchte mitmachen.“
Dieser Moment war sinnbildlich für das, was unser Netzwerk bewirkt. Es inspiriert – und macht aus Zuschauern Mitgestalter.
7. Kommunikation, Präsenz, Wirkung – warum Sichtbarkeit zählt
Wachstum braucht Kommunikation.
Seit 2021 setzen wir verstärkt auf digitale Sichtbarkeit: Social-Media-Posts, Veranstaltungsteaser und Bildberichte. Unsere Mitglieder teilen Inhalte, kommentieren, verlinken – und damit wächst nicht nur die Reichweite, sondern auch das Bewusstsein, dass sicherheitspolitisches Engagement spannend, relevant und zukunftsorientiert ist.
Gerade über LinkedIn erreichen wir inzwischen Führungskräfte, Verwaltungsmitarbeiter und Studierende gleichermaßen. Wenn dort unter einem Beitrag zur Resilienz plötzlich Kommentare wie „Danke, dass ihr das Thema sichtbar macht“ erscheinen, zeigt das: Wir treffen einen Nerv.
Denn Sicherheit ist kein Thema der Vergangenheit – es ist das Fundament der Zukunft.
8. Ausblick – Verantwortung, Vernetzung, Vertrauen
Heute, fünf Jahre nach dem Neustart, steht die GSP im Norden auf einem starken Fundament. Wir haben eine neue Generation von Mitgliedern gewonnen, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Wir haben Vielfalt geschaffen, ohne Profil zu verlieren. Wir haben regionale Grenzen überwunden und Dialogräume geöffnet.
Doch wir sind noch lange nicht am Ziel. Die Herausforderung der kommenden Jahre – weiteres Wachstum und Verbreitung in der Gesellschaft – verlangt, dass wir weiterdenken. Und genau das werden wir tun.
Ich wünsche mir, dass unsere Arbeit weiterhin inspiriert: Menschen, die Verantwortung tragen, und solche, die sie übernehmen wollen.
Wenn ich heute auf die letzten Jahre zurückblicke, dann bleibt vor allem ein Gefühl: Dankbarkeit. Dankbar für das Vertrauen, das Engagement und die vielen Stunden, die Menschen freiwillig investieren, um Sicherheitspolitik mit Leben zu füllen. Dankbar für den Mut, neue Wege zu gehen, und für die Offenheit, Altes neu zu denken. Und dankbar für jedes Lächeln nach einer gelungenen Veranstaltung, das zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.
10. Warum sich Engagement lohnt – Mehr als ein Ehrenamt
Wer einmal erlebt hat, wie eine Idee in einem Raum von Menschen auf Resonanz stößt, der versteht, was gesellschaftliches Engagement wirklich bedeutet. Es geht nicht nur darum, Veranstaltungen zu organisieren oder Redner zu gewinnen. Es geht darum, Sinn zu stiften, Verantwortung zu übernehmen und etwas zu bewegen, das größer ist als man selbst.
Engagement in der Gesellschaft für Sicherheitspolitik ist keine Pflichtübung, sondern eine Haltung. Wer sich hier einbringt, arbeitet an Themen, die unser Land in seiner Tiefe betreffen: Frieden, Freiheit, Stabilität, Zusammenhalt. Und das auf einer Ebene, die man spüren kann – regional, menschlich, konkret.
Man lernt Menschen kennen, die in ganz anderen Bereichen Verantwortung tragen – vom jungen Studenten über die erfahrene Unternehmerin bis zum Oberst der Reserve. Diese Vielfalt schafft Perspektive, erweitert den Horizont und führt oft zu ganz neuen Wegen, beruflich wie persönlich.
Viele Mitglieder berichten, dass sich ihr Blick auf Politik und Gesellschaft durch unserer GSP-Arbeit verändert hat.
„Ich sehe heute vieles differenzierter“, sagte neulich ein Teilnehmer. „Ich verstehe, warum Entscheidungen Zeit brauchen, warum Krisen komplex sind – und warum es trotzdem wichtig ist, sich einzumischen.“
Solche Momente zeigen, dass Engagement nicht nur der Gemeinschaft nützt, sondern auch einem selbst. Man wächst mit jeder Diskussion, mit jedem Projekt, mit jedem neuen Kontakt. Und man spürt, dass das eigene Handeln Wirkung entfaltet – sei es im Gespräch mit einem Schüler, in einer Veranstaltung mit 100 Gästen oder in der stillen Vorbereitung eines Abends, an dem neue Ideen geboren werden.
11. Aufruf – Mach mit!
All das funktioniert nur, weil Menschen wie Du mitmachen.
Menschen, die nicht nur zuschauen wollen, sondern bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Menschen, die verstehen, dass Sicherheit nicht von selbst entsteht – sondern unter anderem durch Engagement, Dialog und Vertrauen.
Ob als Organisator, Referent, Netzwerker oder einfach als interessierter Zuhörer – jede Stimme zählt, jeder Beitrag macht den Unterschied. Denn auch jeder Like erhöht unsere Reichweite und hilft uns somit bei unserer Aufgabe. Die GSP ist kein geschlossener Zirkel, sondern eine offene Plattform.
Darum mein Aufruf:
Wenn Du Dich fragst, ob es sich lohnt, Zeit zu investieren – ja, es lohnt sich.
Weil Du hier gestalten kannst.
Weil Du hier Teil eines Netzwerks wirst, das über Generationen und Grenzen hinweg trägt.
Engagement bedeutet nicht, alles zu verändern – aber den Teil, den man selbst gestalten kann, besser zu machen.
In diesem Sinne:
Mach mit, bring Dich ein, komm ins Gespräch.
Denn die sicherheitspolitische Bildung lebt nicht von Reden, sondern von Menschen, die sie mit Leben füllen.

